Wer Agatha Christie kennt, wird von „Da waren es nur noch Neun“ in der Fassung der
Dillenburger Amateurspieler überrascht sein. Die beklemmende Erzählung entbehrt – wider dem Klischee – weder den augenzwinkernden Humor, den man an Christie schätzt und der ihrer berühmten Heldin Miss Marple zu Weltruhm verholfen hat, noch die typischen kombinationsbegabten Detektive, an deren Hand das Publikum dem Täter auf die Schliche kommt. Die Inszenierung der Dellerlecker begeistert als stimmungs- und spannungsgeladenes Stück, das mehr Psychothriller ist als klassischer Krimi und den Zuschauer genauso orientierungslos in den Wirbel aus Verdächtigungen und Schuldzuweisungen wirft wie seine Figuren. Bis der Mörder am Ende endlich gefunden wird, serviert Regisseur Claus Wolf einen zweistündigen schonungslosen Blick in menschliche Abgründe. Das ist zuweilen – Christie sei Dank – befreiend komisch, aber immer wieder auch schockierend und vor allem ungeheuer spannend.
Inhalt:
Zehn einander Fremde folgen der Einladung zu einer Party auf eine abgeschiedene Insel, auf der es weder einen Gastgeber gibt, noch die Möglichkeit, wieder zum Festland zurück zu kehren. Die Hausangestellten bedauern, dass weder Boote noch Telefon vorhanden sind, obendrein beginnt es bald zu stürmen. Es wird also nicht einmal der bigotten Lady Emily etwas anderes übrig bleiben, als sich mit den Fremden zu arrangieren. Noch ahnen die Gäste nicht, dass die buchstäblichen Leichen in ihrem Keller der rote Faden sind, der sie alle miteinander verbindet. So hat der ehemalige Staatsanwalt Wargrave einen Unschuldigen an den Galgen gebracht, während die heitere Partynudel Patricia Marston im Vollrausch zwei Kinder überfahren hat. Ein solcher Rausch soll nun auch das gemeinsame Wochenende erträglicher machen: Die Weinkennerin schenkt ein und stimmt „Zehn kleine Zinnsoldaten an“ – ein Kinderlied, dessen Noten sie auf dem Klavier gefunden hat. Aus dem gelösten Gesang jedoch werden bald Schreie des Entsetzens, als einer der Gäste tot umfällt – vergiftet, wie man bald feststellt. Als auch ein Zweiter stirbt und man schließlich den Dritten ermordet auffindet, wächst eine vage Vermutung zu markerschütternder Sicherheit heran: Unter den Anwesenden befindet sich ein kaltblütiger Psychopath, der seine Morde nach den Strophen des Kinderliedes gestaltet und nicht aufhören wird zu töten, bis jeder der Gäste für seine Tat gebüßt hat. Die Suche nach dem Mörder beginnt. Jeder ist verdächtig und mit jedem Mord wächst die blanke Angst und das Misstrauen.
Ensemble und Team:
Regie Claus Wolf
Regieassistenz Martina Klein, Eleni Krause
Souffleuse Sarah Koban
Maske Bettina Hart und Team
Kostüme Martina Klein
Bühnenbild/Requisite Philipp Reeh, Monika Volhejn, Katharina Olbrich, Norbert Seibt, Christin Weyershausen
Inspizienz Monika Volhejn
Licht/Ton it-evensolutions (Idelberger & Thieme GbR)
Toneffekte Ansgar Wehnge
Fotos Martina Klein, Michael Hübscher
Werbung Pierre Stoltenfeldt
Programmheft Uta Hübscher
Stella Rogers Sylvia Heinz
Thomas Rogers Mario Leitloff
Vera Claythorne Sybille Seibert
Philip Lombard Marcel Thomas
Patricia Marsten Bettina Hart
John Gordon McKenzie Michael Hübscher
William Henry Blore Pierre Stoltenfeldt
Lawrence John Wargrave Ansgar Wehnge
Dr. Mary Armstrong Christiane Keller
Lady Emily Brent Rita Sucharda-Sydor
Galerie: